Begleitung

Alltagsbegleitung

Gute Betreuung ist immer individuell und passgenau in jeder Lebenslage. Einzelbetreuung, bzw. 1-zu-1 Betreuung, ist der größte Luxus in der Bezugsbetreuung, wenn Angehörige oder Freunde verhindert sind. Die Einzel- oder Minigruppenbetreuung (2-3 Personen) ist in keiner Weise vergleichbar mit den Angeboten in Einrichtungen, die ihre Tagesbesucher oder Heimbewohner in eine kollektive Norm pressen und wenig Raum für Individualität lassen.

Alltagsbegleitung ist meine Königsdisziplin. Sie beinhaltet nicht nur all die zweckdienlichen Aktivitäten und Leistungen, die ich unter Seniorenbetreuung beschreibe. Alltagsbegleitung basiert bei mir auf intensiver Biographiearbeit mit einem Konzept. Was die Anamnese für die Pflegekräfte ist, ist für mich die Biographie. Sie ist der rote Faden, an dem sich die pflegerische Betreuung orientiert. Je mehr ich vom Hintergrund des zu Betreuenden kenne, desto besser kann ich auf ihn eingehen. Kommunikation auf der Verstandes-, Gefühls- und Handlungsebene ist – wie in jeder guten Beziehung – auch in der Betreuung das A und O.

Wie wichtig Erinnerungen sind, weiß jeder, der schon einmal vom Leid eines Amnesiepatienten gehört hat. Erinnerungsverlust bedeutet Identitätsverlust. Der Mittelpunkt von Erinnerungspflege sind positive, bedeutende Lebenserfahrungen und Lebensereignisse. Sie dienen als Gesprächsstoff bei der Aktivierung. Schmerzliche Erinnerungen oder Themen, die Ängste und Verzweiflung auslösen, meide ich dabei ganz bewusst.

Wenn die kognitiven Fähigkeiten stark nachlassen und sich der zu Betreuende immer weniger verbal ausdrücken kann, wird die Gefühlsebene des Zwischenmenschlichen noch wichtiger. Herausfordernde Situationen mit einem Dementen lassen sich leichter auflösen, wenn man aus seiner Biographie schlussfolgern kann, warum er wann, wo und wie fühlt. Es gibt (meistens) einen Grund für zunächst unverständliches Verhalten. Daher sind Empathiefähigkeit die wichtigste Eigenschaft und Validation (das Erkennen und Spiegeln des jeweiligen Grundgefühls) die bedeutendste Kompetenz einer Betreuungskraft.

„Betreuer sind die Psychologen in der Pflege.“ Diese Aussage meiner Dozentin ist mir eine Leitlinie, die ich sehr ernst nehme. Es reicht nicht aus, einen Menschen (ob pflegebedürftig oder nicht) satt und sauber zu haben. Auch der Geist und die Seele brauchen sowohl Nahrung sowie Zuneigung. Gerade, wenn mit der Zeit immer mehr Fähigkeiten nachlassen oder sogar ganz verloren gehen, braucht jedes Wesen umso dringlicher Zuwendung basierend auf Vertrauen, körperlicher Nähe und Verständnis.

Für jeden Kunden arbeite ich also individuell ein Konzept neu aus und entwickle es kontinuierlich weiter so lange wie ich dessen Alltagsbegleiterin sein darf. Ich aktiviere, betreue und begleite den jeweiligen Menschen, indem ich seine „Schwächen schwäche und seine Stärken stärke“.

Die Würde des Menschen (sei er auch noch so schwach) ist unantastbar. Wertschätzung, die ankommt, ist sehr wichtig. Meine Ziele für meine Kunden sind immer Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstbestimmung, Freiheit, Sicherheit, Teilhabe an der Gesellschaft, körperliche und seelische Unversehrtheit.